„Gewaltfreiheit“ – nur etwas für „Kleinmütige, Schwächlinge und utopische Pazifisten“?
„Gewaltfreiheit ist eine gute Sache“, so sehen es heutzutage wohl die meisten Menschen. Den 2. Oktober, den Geburtstag von Mohandas Karamtschand Gandhi (1869-1948), hat die UNO zum internationalen Tag der „Non-violence“ erklärt.
Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat „Gewaltfreiheit“ als Staatsziel in seine Verfassung aufgenommen (Artikel 18a). Die UN-Kinderrechts- konvention spricht seit 1989 Kindern das „Recht auf gewaltfreie Erziehung“ zu und in den Hausordnungen vieler Schulen steht sinngemäß: „Konflikte werden hier gewaltfrei gelöst! Wer sich nicht daran hält, fliegt raus.“ Gewaltfreiheit wird dabei als Regel, als Norm angesehen, die notfalls mit Hilfe von Polizei und Militär, den Instrumenten des staatlichen Gewaltmonopols, durchgesetzt werden soll. Vor einigen Jahren kesselte die bayrische Polizei eine große
Gruppe von Demonstrierenden ein. Zur Rechtfertigung verkündete der Innenminister:
„Bayern bleibt gewaltfrei!“ – Ist das die „Non-violence“, die M. K. Gandhi so erfolgreich anwendete? War seine Botschaft: „Bloß keine Gewalt!“?
Hans Schwab hat die Zusammenhänge von „non-violence“ im Französischen sprachlich untersucht. Sein Fazit (1994, 281): „Die Schwächen und Mängel der Lexie ‚non-violence’ haben zur Folge, dass die Kommunikation über die non-violence nur schwer auszuräumenden Missverständnissen ausgesetzt ist und außerdem die Lautform wie ein Köder wirkt, der Kleinmütige, Schwächlinge und utopische Pazifisten anzieht.“
„Satjāgrah“ ist keine Norm, sondern bedeutet „Empowerment“
Arne Naess und Johan Galtung filterten aus Gandhis Schriften sogenannte „Satyagraha-Normen“ heraus (deutsch in: Buro 1982). Sie erschienen als mögliche Entfaltung einer allgemeinen Norm Gewaltfreiheit, wie dieses Wort weithin als Bezeichnung für eine
Verhaltensnorm aufgefasst wird. Im gängigen Verständnis werden ethische „Normen“, „Vorschriften“ oder „Gebote“ jedoch mit Pflichten im Gegensatz zu Neigungen und daher eher mit Hemmungen oder Einschränkungen als mit Kraftentfaltung assoziiert. Gandhis
Satjāgrah-Verständnis lässt sich daher unter der Überschrift „Norm“ nicht angemessen vermitteln.1
In einer Versammlung von Sozialarbeitern sagte Gandhi:
„Die Bewohner eines Nachbardorfs erzählten mir, als ich 1921 nach Bettiah kam, dass die Polizisten ihre Frauen belästigten und ihre Häuser plünderten und dass sie, während die Polizisten dies taten, weggerannt seien. Als ich sie nach dem Grund dafür fragte, sagten sie mir sogleich, dass sie aufgrund meiner Lehre von Gewaltlosigkeit weggerannt seien. Da wäre ich am liebsten im Erdboden versunken.
Hatte ich je gelehrt, unter gar keinen Umständen das Schwert zu ziehen? [...] Immer wenn ich Feigheit und Furcht sehe, fordere ich, dass die Leute das Schwert ziehen.“
(Gandhi 1999, Vol. 33, 43; Übersetzung hier und im Folgenden, wenn nicht anders angegeben, von Martin Arnold.) 2
In einem anderen Zusammenhang erklärte Gandhi, es sei „besser, Gewalt anzuwenden, wenn Gewalt in unserm Innern ist, als den Mantel der Gewaltfreiheit umzulegen, um
Ohnmacht zu verdecken. Gewalt ist allemal wünschenswerter als Ohnmacht.“ (Gandhi 1999, Vol. 77, 10) War Gandhi also dafür, dann Gewalt anzuwenden, wenn die Mittel der Gewaltfreiheit zur Erreichung eines legitimen Ziels nicht mehr ausreichen? Im Gegenteil:
Für ihn war „non-violence“ stärker als „violence“, als Schädigen und Verletzen, und zwar dann, wenn eine bestimmte Kraft eingesetzt wird.
Gandhi fand seinerzeit kein Wort vor, das dieser Kraft bzw. seiner Streitkunst entsprach. „Passive resistance“ (passiver Widerstand) drückte die Stärke nicht aus, die darin zur Entfaltung kam. Er suchte daher schon in der ersten Zeit seines praktischen Einsatzes
einen neuen Begriff. Auf ein Preisausschreiben erhielt er Antworten, aus denen er den Begriff „Satjāgrah“ formte (langes a in der zweiten Silbe, englische Schreibweise:
satyagraha). Damit war er zwar nicht ganz zufrieden, wollte aber „[…] Satjāgrah benutzen, bis ein Wort zur Verfügung steht, das den Preis verdient.“ (Gandhi 1999, Vol. 8, 80) Gandhi erklärte das zusammengesetzte Wort so:
„Wahrheit (Satja) bedeutet auch Liebe, und Festigkeit (āgrah) erzeugt und dient als Synonym für Kraft. [...]‚Satjāgrah’ bezeichnet also die Kraft, die aus Wahrheit und Liebe geboren wird. [...] Wenn wir Satjāgrahis sind und Satjāgrah bieten und glauben, dass wir stark sind, so ergeben sich daraus eindeutig zwei Folgen: Indem wir die
Vorstellung von Stärke nähren, werden wir täglich immer stärker und stärker. Wenn wir an Stärke zunehmen, wird damit auch unsere Satjāgrah wirksamer.“ (Gandhi 1999, Vol. 34, 93. 96f) 3
Dieses Zitat zeigt (wie viele andere Äußerungen), dass Gandhi bei „Satjāgrah“ der Aspekt der Kraft besonders wichtig war. Martin Luther King sprach von „strength to love“ (Stärke zu lieben, King 1963), Lanza del Vasto von „force de la justice“ (Kraft der Gerechtigkeit, Vasto o .J.). Diese schönen Übertragungen von Satjāgrah lassen allerdings den speziellen Zusammenhang nicht unmittelbar erkennen. In Deutschland wurde versucht zu differenzieren: „Passiver Widerstand“ und „Gewaltlosigkeit“ wurden von „aktiver Gewaltfreiheit“ und „gewaltfreier Aktion“ unterschieden. Doch wurde auch damit das für Gandhi Wesentliche nicht deutlich ausgedrückt. Gandhi: „[Ich] war [...] wohl fähig, die Gewaltlosigkeit um der Wahrheit willen zu opfern.“ (Mirabehn 1983, 117)
Satjāgrah bedeutet nicht Vermeidung oder Verzicht auf Gewalt, sondern die Entfaltung einer Kraft. Heute bezeichnet man dies international mit dem Wort „Empowerment“.
Verneinende Bezeichnungen transportieren diese Botschaft nicht. Es ist daher nicht verwunderlich, dass das für Gandhi Wesentliche, die Entfaltung einer Kraft, außerhalb eines Insiderkreises in der westlichen Öffentlichkeit nicht verstanden wurde und bis heute
nicht verstanden wird, wie sich in den anfangs zitierten Texten zeigt. Ein Negativwort erzeugt keine handlungsleitende Vision. 4
Die Kraft der Worte: von „Ahimsa“ bis „Gütekraft“
Wenn wir von „Gewaltfreiheit“ sprechen, so geht dies auf Gandhis Gebrauch von „non-violence“ zurück. Dieses Wort wurde auch im vielsprachigen Indien benutzt. Es ist eine Übersetzung des indischen Wortes „Ahimsa“. Dies ist der Kernbegriff einer Jahrtausende
alten religiös-philosophisch-ethischen Tradition des Nicht-Verletzens, Nicht-Tötens, die in Indien einigermaßen bekannt ist, mit Stärke und Mut assoziiert und hoch geachtet wird.
Er erwartete daher wohl, richtig verstanden zu werden. Wie oben zitiert, musste er feststellen, dass sich diese Erwartung selbst in Indien nicht durchgängig erfüllte. Im Indischen ist Ahimsa klar von Satjāgrah zu unterscheiden.
Die Botschaft Jesu, vor allem die Bergpredigt, enthält verwandte Elemente, die z. B. von Franz von Assisi praktisch aufgegriffen wurden. Im Westen bildete sich ein Traditionsstrang, der Ähnlichkeiten mit der Ahimsa-Überlieferung aufweist. Doch vor Gandhi war im Westen weder dieser Begriff noch ein Wort gleicher Bedeutung bekannt.
Gandhi entwickelte für seine Streitkunst im Englischen kein neues Wort, sondern gabbeide Begriffe, Satjāgrah und Ahimsa, mit „non-violence“ wieder. 5 Durch diese Vermischung wurde es im Westen zusätzlich schwierig zu verstehen, wie sich Gandhi
seine Streitkunst vorstellte.
Eine weitere Übersetzungs- bzw. Verstehensschwierigkeit von „non-violence“ ist dadurch bedingt, dass Gandhi den Ahimsa-Begriff (wie manche andere) neu deutete, und zwar positiv im Sinne von Güte .6
Alle diese Momente trugen dazu bei, dass in der durch die englische Sprache geprägten internationalen Wahrnehmung von Satjāgrah Wichtiges verloren ging. Denn insbesondere erschließt sich der für Gandhi vorrangige Aspekt der Kraft aus dem bloßen Begriff „Non-violence“ und seinen Übersetzungen nicht.
Das Missverstehen war vorprogrammiert. Die Bezeichnung „Non-violence“ ist für Nicht-Insider zumindest im Westen geradezu ein irreführender Begriff. Dies ist keine neue Einsicht. So schreibt Wolfgang Hertle (2008), der sich jahrzehntelang intensiv praktisch
und theoretisch mit der Gandhi-Tradition beschäftigt hat: „Das sprachlich begriffliche Problem besteht, seit [...] versucht wurde, die Philosophie und Praxis M. K. Gandhis in mitteleuropäische Sprachen zu übersetzen. Ob Gewaltlosigkeit oder Gewaltfreiheit, ob
nonviolence oder Non-violence – immer schwingt die Abwesenheit von etwas Starkem, also Schwäche mit (selbst wenn diese eine negative Konnotation hat), der Begriff drückt [...] nichts Positives und Kraftvolles aus.“ 7
Die Übersetzung von Gandhis Wortschöpfung „Satjāgrah“ ist wegen des Kulturunterschiedes schwierig, alle Versuche können nur Übertragungen sein. Die häufig anzutreffende, als „wörtlich“ gepriesene Formulierung „Festhalten an der Wahrheit“ ist für
abendländisch Geprägte leider auch irreführend. Denn das indische Wort für „Wahrheit“, Satja, meint nicht an erster Stelle die Eigenschaft einer Aussage (wahr oder falsch), sondern vor allem eine Tätigkeit oder Haltung, die mit dem Streben nach Erlösung in Gott und damit verbunden nach Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit im Eintreten für
Wohlwollen und Gerechtigkeit zu tun hat.
Den Ausdruck „passive resistance“ lehnte Gandhi für seine Streitkunst ausdrücklich ab, gelegentlich gebrauchte er ihn dennoch auch selbst dafür. Vinoba Bhave ging sprachlich einen Schritt weiter, indem er, durchaus im Sinne Gandhis, von „active assistance“ sprach (1985, 41. 77). So kann gut einiges benannt werden, das im Geiste Gandhis mit
Kreativität, Gemeinschaftssinn und positiver Symbolik heute auch bei uns praktiziert wird.
In den 1990er Jahren haben wir uns entschieden, „Satjāgrah“ mit „Gütekraft“ wiederzugeben (vgl. Arnold, Knittel 1999). Auch das ist kein sofort eingängiges Wort – aber wohl brauchbar, bis ein besseres zur Verfügung steht.8 Um es in den gemeinten Zusammenhang einzufügen, können wir einstweilen wie die Kooperation für den Frieden (2010) von der „Gütekraft der Gewaltfreiheit“ sprechen.
Sprachlich gesehen ist Gütekraft die Fähigkeit, etwas zu bewirken, die in der (personengebundenen) menschlichen Haltung der Güte und der (überpersönlichen) Qualität der Güte – vgl. „Gütesiegel“ – liegt. Der doppelte Bezug auf eine subjektive und eine intersubjektive Größe ist auch für Gandhis Verständnis grundlegend, wie der oben bereits zitierte Satz zeigt: „‚Satjāgrah’ bezeichnet [...] die Kraft, die aus Wahrheit und Liebe geboren wird“.
„Gütekraft“ ist nicht die „Kraft des Guten“ (Egel-Völp 1999, 132): Im Unterschied zum „Guten“, das zu tun ist, ruft „Güte“ nicht gleich den entgegen gesetzten Begriff hervor.
Durch den Wortteil „Kraft“ kommt Gandhis Hauptanliegen in den Vordergrund. Er glaubte als Hindu an die Macht des Weltgesetzes „Dharma“, die durch pflichtgemäßes, liebendes
Handeln genährt und verstärkt wird. Das bedeutete für ihn: Mit naturgesetzlicher 9 Sicherheit ist gütekräftiges Handeln aus sich selbst heraus kraftvoll und so stark, dass es irgendwann zu mehr Gerechtigkeit führen werde. „Was letztlich zählt, ist, dass unsere
Fähigkeit zum Lieben ständig wächst“ (Gandhi 1999, Vol. 16, 203; Übers. Chatterjee 1994, 161). Vereinfacht fasst dieser Satz im Zusammenhang des Dharma-Begriffs Gandhis Vorstellung von den Wirkungsvoraussetzungen der – für ihn göttlichen –
Gütekraft zusammen.
Gandhi – nicht „Apostel der Gewaltlosigkeit“, sondern „Experimentator der Gütekraft“
Die international gängige Bezeichnung für M. K. Gandhi als „Apostel der Gewaltlosigkeit“ist irreführend, sie geht an seinem Selbstverständnis vorbei. Das macht folgendes Beispiel deutlich:
Gandhi und die gesamte Kongressführung wurden 1942, sofort nachdem sie eine Kampagne für die Unabhängigkeit Indiens beschlossen hatten, bei der auch gewaltfreie Gütekraft-Aktionen geplant waren, von den englischen Kolonialherren verhaftet. Die
Festnahme löste in ganz Indien gewaltsame Aktivitäten mit Sabotage und Terror aus. Die Briten töteten zu ihrer Niederschlagung in mehreren Wochen Tausende von Indern. Zwei Jahre später, also drei Jahre vor der Unabhängigkeit Indiens, verurteilte Gandhi
Sabotage und Terror auch während jenes Aufstandes, als „eine Form von Gewalt“.
Daraufhin wurde er gefragt, ob die Resolution von 1942 (mit diesen Folgen) den Kampf für die Unabhängigkeit zurückgeworfen habe und alles Heldentum und aller Mut, den das Volk dabei gezeigt habe, nutzlos gewesen seien? Seine Antwort:
„Nein, das sage ich nicht. Im historischen Prozess wird sich zeigen, dass das Land durch jede Kampfform vorankam, auch durch den Augustaufstand. Ich habe nur gesagt, dass der Fortschritt viel größer gewesen wäre, wenn wir die non-violente Tapferkeit meiner Konzeption gezeigt hätten. In diesem Sinn haben die Sabotage-
Aktivitäten die Freiheit des Landes verzögert.“ (Gandhi 1999, Vol. 84, 49f)10
Gandhi meinte also, Gewalt sei dem Befreiungskampf zwar in gewisser Weise dienlich gewesen, sie habe aber den Fortschritt langsamer gebracht, als es mit Gütekraft möglich gewesen wäre.
Gandhi hat der Menschheit ein neues Handlungskonzept für die konstruktive Überwindung sozialer Missstände vorgelebt und die darin liegende Kraft mit Erfolg systematisch und öffentlich ausprobiert. Er war der erste „Experimentator der Gütekraft“.
Dadurch hat er überragende weltgeschichtliche Bedeutung.
Sie wird natürlich nur in dem Maße realisiert, wie Menschen diesen Impuls aufgreifen. Unabhängig von der Frage, ob die Wirkungsweise gütekräftigen Vorgehens so vorzustellen ist, wie Gandhi sie sich vorstellte, haben empirische Studien ergeben: Im Ergebnis hatte er recht: Vergleicht man zeitlich die Ereignisse vor dem Erfolg der
nationalen Bewegungen in China, Vietnam, im Baskenland und Nordirland mit denen etwa in Polen und auf den Philippinen in den 1980er Jahren, so bestätigt sich Gandhis Behauptung, Satjāgrah führe schneller zur Befreiung als Gewalt. (Schock 2003, 705f).
Der Vergleich zwischen dem – gut vorbereiteten11 – gewaltfreien Aufstand in Ägypten im Frühjahr 2011, der nach 18 Tagen zum Ende der Diktatur führte, und dem tragischen Geschehen in Libyen, wo die Rebellen sehr schnell eine Kaserne überfielen und zu militärischen Waffen griffen, belegt ebenfalls Gandhis Behauptung von der überlegenen Kraft seines Konzepts. Eine neuere Untersuchung ergab außerdem: Gewaltfreie Aufstände waren im 20. Jahrhundert doppelt so oft erfolgreich wie gewaltsame (Stephan et al. 2008, 8).
Die Aussage „Gütekraft ist stärker als Gewalt“ bedeutet also zweierlei. Erstens: Im Einsatz für mehr Gerechtigkeit ist gütekräftiges Vorgehen der eigenen Seite effektiver und wirkt schneller als ein Vorgehen, das den Gegner schädigt. Zweitens: Mit Gütekraft
kann Gewalt der anderen Seite effektiver bzw. eher überwunden werden als mit gewaltsamem Vorgehen.
Anmerkungen
1 Gleichwohl kann natürlich die Beachtung jener Normen als Empfehlungen durchaus nützlich sein, sie können z. B. helfen, bestimmte Haltungen einzuüben. ‒ Gandhi lehnte den Versuch einer vollständigen Systematisierung von Satjāgrah, wie er von einigen unternommen wurde, ausdrücklich ab. (Gandhi 1999, Vol. 68, 259) ‒ Vgl. auch: „Gandhi had a strong conviction to principles, but his conviction in adhering to people was even stronger“ (Anand 1999, 103).
2 “The inhabitants of a neighbouring village told me, when I went to Bettiah in 1921, that the policemen molested their women and looted their houses and whilst the police were doing this, they had run away. When I asked them the reason for it, they at once told me that their running away was due to my teaching of non-violence. I felt then that if the earth could have given me place, it would have been better for me to have buried myself therein. Had I ever given the lesson never to draw the sword in any case? … Whenever I see cowardice and fear, I ask people to draw the sword.”
3 “Truth (satya) implies love, and firmness (agraha) engenders and therefore serves as a synonym for force. [...] ‘satyagraha’, that is to say, the Force which is born of Truth and Love. [...] if we are satyagrahis and offer satyagraha believing ourselves to be strong, two clear consequences result from it. Fostering the idea of strength, we grow stronger and stronger every day. With the increase in our strength, our satyagraha too becomes more effective”
4 Das kann die Leserin/der Leser leicht selbst ausprobieren: Versuchen Sie einmal, der Aufforderung „Denke jetzt nicht an einen Elefanten!“ nachzukommen, ohne an einen Elefanten zu denken! Eine solche Aufforderung führt deshalb zum Gegenteil, weil unser Unbewusstes keine Verneinung kennt. Die besondere Problematik von Wörtern wie „Gewaltfreiheit“, „Gewaltlosigkeit“ und jeglicher „Anti“-Benennungen liegt darin, dass über die Benennung eben das in unser Bewusstsein dringt, was wir ausschließen wollten.
5 Das ist natürlich der Grund, weshalb sein Name mit dem Wort verbunden wurde.
6 der buddhistischen „metta“ nahekommend, vgl. Blume 1987, S. 180
7 Vgl. Michael Nagler: „Tatsächlich ist auch das Wort Gewaltfreiheit (selbst dort, wo es im Englischen nicht mehr mit Bindestrich, also nonviolence statt non-violence, begegnet) bereits Teil des Problems!“ (Nagler 2008, 16)
8 Zur Gütekraft-Forschung allgemein siehe Arnold 2003.
9 Hier liegt ein anderer als der im Westen übliche Begriff von Naturgesetzen zu Grunde. Näheres siehe Arnold 2011.
10 “Are you of opinion [...], that the August resolution caused a set-back in the struggle for independence; that all the heroism and courage which our people showed in the course of it was useless? ‒ No, I do not say that. In the historical process, the country will be found to have advanced towards freedom through every form of struggle, even through the August upheaval. All that I have said is that the progress would have been much greater, if we had shown the non-violent bravery of my conception. In this sense the sabotage activity has retarded the country’s freedom.”
Literatur
Anand, Jana (1999): Gandhi’s Leadership. The Oceanic Circle Beyond Time and Geography. Mumbai: Bharatiya Vidya Bhavan
Arnold, Martin; Knittel, Gudrun (Hrsg.) (1999): Gütekraft erforschen. gewaltfreie aktion 121 [Sonderheft]
Arnold, Martin (2003): Basistext: Was untersucht die Gütekraft-Forschung? IFGK-Arbeitspapier Nr. 18, Wahlenau
Arnold, Martin (2011): Gütekraft: Zur Wirkungsweise erfolgreicher gewaltfreier Konfliktaustragung. Vergleich und Synthese der Auffassungen von ProtagonistInnen der Gewaltfreiheit aus unterschiedlichen weltanschaulichen Traditionen. Baden- Baden: Nomos-Verlag
Bhave, Vinoba (1985): Vinoba on Gandhi. Varanasi: Sarva Seva Sangh, 2.A., S. 36-55
Blume, Michael (1987): Satyagraha. Wahrheit und Gewaltfreiheit, Yoga und Widerstand bei M.K. Gandhi. Gladenbach: Hinder + Deelmann,
11 Vgl. Hermann 2011 und http://www.youtube.com/watch?v=QrNz0dZgqN8 ;
Viele Infos und Links:
http://www.indybay.org/newsitems/2011/01/26/18670258.php ; Pamphlet Guide to Revolution in Egypt: How to Protest Intelligently : http://www.indybay.org/newsitems/2011/01/29/18670645.php?printable=true
Buro, Andreas (1982): Zwischen sozial-liberalem Zerfall und konservativer Herrschaft, Offenbach: Verlag 2000
Chatterjee, Margaret (1994): Gewaltfrei widerstehen. Gandhis religiöses Denken - Seine Bedeutung für unsere Zeit. Gütersloh: Chr.Kaiser; Gütersloher Verlagshaus
Egel-Völp, Reinhard (1999): Der Begriff Gütekraft als Kompass für eine zweite
Entdeckungsreise. In: gewaltfreie aktion 121, S. 131–136.
Gandhi, Mahatma (1999): Electronic Book Collected Works of Mahatma Gandhi (CD-ROM). Delhi (Publications Division)
Hermann, Rainer (2011): Protestbewegung in Ägypten ‒ Revolution nach Plan. in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 38 vom 15. Februar 2011, Seite 6
Hertle, Wolfgang (2008): Global denken, lokal handeln. Herausgegeben von Lebenshaus Schwäbische Alb. Online verfügbar unter
http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/004795.html (Stand: 03.03.2009)
King, Martin Luther (1963): Strength to Love. New York (Harper & Row)
Kooperation für den Frieden (2010): Kooperation für den Frieden verurteilt israelischen Militäreinsatz gegen die Gaza-Solidaritätsschiffe (Presseerklärung vom 31.05.2010)
http://www.koop-frieden.de/aktuell/PE-Gaza-31-05-2010.pdf (Stand: 8.10.2010)
Lanza del Vasto, Jean Joseph (o.J. [nach 1963]): Definitionen der Gewaltlosigkeit. Hrsg. L’Arche. La Stampa, Felinma Reggio, Italien
Mirabehn / Slade, Madeleine (1983): An der Seite des Mahatma. Im engsten Kreise Gandhis. Wien (Sensen-Verlag)
Naess, Arne (1958): A systematization of Gandhian ethics of conflict resolution. In: Journal of Conflict Resolution, Jg. 2, S. 140–155
Nagler, Michael (2008): Gewaltfrei aus Prinzip. Theorie und Praxis der Gewaltfreien Aktion. In: Nagler, Michael; Spiegel, Egon (Hg.): Politik ohne Gewalt. Prinzipien, Praxis und Perspektiven der Gewaltfreiheit. Berlin: Lit-Verl. (Friedenswissenschaft, 1), S. 13–53.
Schock, Kurt (2003): Nonviolent Action and its Misconceptions: Insights for Social Scientists. In: Political Science and Politics, Jg. Vol. XXXVI, H. 4, S. 705–712
Schwab, Hans (1994): NON-VIOLENCE. Studie zur Semantik einer lexikalischen Einheit des Französischen. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.
Stephan, Maria J.; Chenoweth, Erica (2008): Why Civil Resistance Works. The Strategic Logic of Nonviolent Conflict. In: International Security, Jg. 33, H. 33-1, S. 7–44